Ein absoluter Dauerbrenner
Die Akustiksession "Parksong" feierte bereits ihre 150. Veranstaltung. Auch der Ableger "Parksong Spezial" erfuhr inzwischen seine 30. Auflage.
Am 30.05. diesen Jahres fand in "Kuchems Brauhaus" die 150. Auflage der Niederstromsession statt. Die Veranstaltung hat sowohl aufgrund der Dauer, als auch wegen ihres Konzeptes eine Sonderstellung in der gesamten Region. Außerdem kommt der Jahreserlös immer einem sozialen Zweck zugute. Ein Grund, um eine Zwischenbilanz zu ziehen.
In der ehemaligen Kultkneipe "ParkPlatz" fand zwar wöchentlich Live-Musik statt, aber akustisch dominierte Musik konnte sich dort nie wirklich durchsetzen. Klaus Reiter und Fred Schütz, zwei in Pirmasens und Umland bekannte Sänger und Gitarristen, machten den Wirten Peter Dreher und Peter Stumpf im Februar 2005 den Vorschlag, eine Veranstaltung zu etablieren, auf der auch Liebhaber akustischer Musik zu ihrem Recht kämen. Dreher und Stumpf waren zwar anfänglich skeptisch, ließen sich dann aber doch recht schnell durch ein Konzept überzeugen, bei dem sie keinerlei Risiko eingingen und alle Beteiligten nur gewinnen konnten: Die Musiker konnten die Musik präsentieren, die ihnen am Herzen lag, die Wirte machten an einem eher schwachen Tag deutlich mehr Umsatz als gewöhnlich und das Publikum bekam z. T. unterschiedlichste Musik fast umsonst geboten, denn es ging immer ein Sammelhut herum. Das Publikum konnte also entscheiden, was ihm die Musik wert war. Also luden Reiter und Schütz an jedem letzten Montag im Monat anfangs vier, später drei Formationen bzw. Solisten ein, die umsonst ca. ¾ Stunde bei freiem Eintritt spielten. War der Publikumszuspruch am Anfang noch eher verhalten, so hatte sich das Konzept nach ca. ½ Jahr durchgesetzt. Ab dann war der "ParkPlatz" einmal im Monat durchschnittlich bis gut, manchmal sogar sehr gut besetzt.
Nach rund sieben Jahren schloss die Kultkneipe endgültig ihre Pforten und die beiden Parksong-Macher mussten sich nach einer neuen Location für ihre Veranstaltung umsehen. Nach einiger Zeit wurde man fündig. Auch der Wirt von "Kuchems Brauhaus" war anfangs skeptisch. Wolfgang Kuchem befürchtete zu Anfang, die Musik könnte womöglich sein Publikum abschrecken, das gewohnt war, in lockerer Atmosphäre bei einem Bier oder einem guten Essen den Aufenthalt zu genießen. Aber auch Kuchem ließ sich von der Win-Win-Situation überzeugen, so dass die Veranstaltung im Oktober 2012 mit der 67. Auflage weitergeführt werden konnte – dieses Mal allerdings nicht mehr am letzten Montag, sondern am letzten Donnerstag im Monat. Ganz entgegen den Befürchtungen des Hausherrn entwickelte sich "Parksong" von Beginn an prächtig. Nach kurzer Zeit war bereits festzustellen, dass der Publikumszuspruch sogar noch um einiges größer war als im "ParkPlatz". Insbesondere nach dem Ende der Corona-Pandemie sind nahezu alle Veranstaltungen bis auf den letzten Platz besetzt.
Da von Anfang an neben größeren und kleineren Formationen auch immer mal wieder Solisten bei der Akustiksession zu hören waren, kristallisierte sich bald ein entscheidender Nachteil für die Einzelkünstler heraus. In der lärmigen Atmosphäre einer Musikkneipe fanden sie häufig nicht die ihnen gebührende Aufmerksamkeit. Das Gleiche galt auch für nachdenklichere oder ausgefallenere musikalische Beiträge. Aus diesem Grund machten sich Reiter und Schütz auf die Suche und fanden im ehemaligen Kulturcafé "Pünktchen & Anton" eine ideale Lokalität, in der dann ab Juni 2014 vierteljährlich der kleine Ableger "Parksong Spezial" stattfand. In einem gemütlichen, stimmungsvollen Rahmen und einer wirklichen Konzertatmosphäre konnten die Musiker nun die Aufmerksamkeit genießen, die ihnen zustand. Leider schloss auch das Kulturcafé nach wenigen Jahren. Aber auch jetzt hatten die Macher Glück im Unglück. Die 20. Auflage fand im März 2019 im Begegnungszentrum "Mittendrin" statt. Inzwischen konnte auch der kleine, aber feine Ableger mit der 30. Veranstaltung im Mai 2024 ein kleines Jubiläum feiern.
Beide Veranstaltungen leben in erster Linie vom Engagement Klaus Reiters, der sich schon seit all den Jahren Monat für Monat darum kümmert, dass die Veranstaltungen besetzt werden. Überwiegend muss sich der Musiker um die Protagonisten bemühen, bei "Parksong" aufzutreten. Nur gelegentlich bekommt er Anfragen. Allerdings ist die Veranstaltung durch ihre Langlebigkeit inzwischen längst zu einer Institution geworden und mittlerweile weit über die Region hinaus bekannt. Mussten Reiter und Schütz noch in den Anfangsjahren fast ausschließlich auf lokale Musiker zurückgreifen, so kamen mit der Zeit auch Bands aus dem Raum Zweibrücken, Saarbrücken, Kaiserslautern und der Vorderpfalz zum Teil recht weit angereist, um bei "Parksong" ihre Visitenkarte abzugeben. Und dies alles ohne Gage.
Ein weiteres Merkmal, das die Beliebtheit der Veranstaltung begründet, ist die Tatsache, dass an jedem Abend unterschiedliche musikalische Stilrichtungen zu hören sind. Es gibt eigentlich keine Stilistik moderner Musik, die bei "Parksong" noch nicht zu hören war: Rock, Pop, Blues, Folk, Jazz – englisch-, deutsch- und auch französischsprachige Musik, Musik mit Gesang, aber auch rein instrumentale Musik war gelegentlich schon vertreten. Des weiteren standen viele ältere und erfahrene, aber auch der eine oder andere junge und wenig erfahrene Musiker auf der Bühne der Niederstromsession.
Trotz dieser Erfolgsgeschichte darf nicht unerwähnt bleiben, dass Mitbegründer Fred Schütz 2021 an den Folgen einer schweren Krankheit verstarb. Ihm zu Ehren widmet Klaus Reiter den November-Parksong jedes Jahr unter dem Titel "Novemberabend" seinem alten Freund und Weggefährten. Gemeinsam mit den Musikern, mit denen Reiter zusammenarbeitet, gedenken sie an diesem Abend Fred Schütz. Übrigens hat Reiter seit Anfang 2024 mit dem bekannten Musiker Patric Schwab einen Nachfolger für Schütz gefunden.
Wie in jedem Jahr macht "Parksong" in den Monaten Juni, Juli und August Sommerpause. Auch die 151. Auflage findet am 26.09.2024 in "Kuchems Brauhaus statt. Ebenso gibt es den 31. "Parksong Spezial" am 13.09.2024 im Begegnungszentrum "Mittendrin". www.parksong.de
Foto (F. J. Majer): Klaus Reiter (li.) und Fred Schütz im Jahre 2013